Ihr Lieben
Seit ueber
einem Monat sind wir nun im Lockdown. Die Kluft zwischen denen, die mehr als genug
haben und denen, die Hunger leiden, wird immer groesser. Die Regierung
unternimmt nichts wesentliches, um zu helfen, im Gegenteil: die Townships befinden
sich unter Kriegs-aehnlichen Zustaenden. Ihr habt bestimmt alle in den Medien
genug darueber gehoert,
Ich habe
selbst keinen guten Tag heute, unsere Gelder gehen dem Ende zu, die Hilferufe
werden jedoch mehr und drohen uns zu ueberwaeltigen. Mittlerweile sind die
ersten Familien, denen wir helfen konnten wieder ohne Lebensmittel, dazu kommen
taeglich neue Anrufe von Menschen, die nicht wissen, wie sie weiter machen
koennen.
Die letzten
zwei Wochen waren hart aber mit Momenten, die unser Herz waermten. Zunaechst
einmal moechte ich Euch allen “Danke” sagen, fuer Euer feedback, Eure emails,
Eure Spenden, und Eurer Unterstuetzung im Weiterleiten meiner “Berichte” Eure
Anteilnahme war ein Lichtblick inmitten all der schlechten Nachrichten.
Heute werde ich
Euch deshalb einfach nur erzaehlen, was wir in der Zwischenzeit mit Euren
Geldern tun konnten.
Wir schickten
ca. 30 Lebensmittel Gutscheine und Elektrizitaet sowie Daten-buendel an
zahlreiche Familien. Zwei jungen Frauen, die mit Ihren insgesamt vier Kindern
in einer Ratten-infestierten, zugigen Wellblech Huette lebten, konnten wir ueber
Kontakte in der Nachbarschaft eine saubere, wasserdichte und geraeumigere
Behausung bauen. Der Bau-unternehmer hat uns lediglich das Material berechnet,
und die Nachbarn, Kinder und Jugendlichen in der Gegend haben alle mitgeholfen,
so dass die Familie innerhalb von zwei Tagen einziehen konnte.
Darueber
hinaus haben wir frisches Gemuese fuer ca. 100 auslaendische Fluechtlings-Familien
zu einer Sendung Grundlebensmittel beisteuern koennen, die von einer ebenfalls
privaten Organisation zusammen gestellt wurden.
Wir schicken
woechentlich Geld zu zwei wunderbaren Frauen in Kayelitsha, die seit Anfang des
Lockdowns taeglich ca. 50 Kinder bekochen, die sonst ohne Schulmahlzeiten den
ganzen Tag hungern muessten.
Gerade
stellen wir unsere naechsten Lieferungen fuer die 80-100 Familien zusammen, die
wir in unserer ersten Runde erreicht haben.
Es scheint
ein Fass ohne Boden, aber wir halten uns daran fest, dass jedes Paket
Lebensmittel, jeder Gutschein und jedes Gespraech, jemandem zumindest etwas
Erleichterung bringt.
Die Scham,
die viele Menschen empfinden, wenn sie uns um Hilfe bitten, ist oft ebenso
erschuetternd, wie die Zustaende, die sie dazu zwingen, uns anzurufen. Oft
hilft es schon, dass jemand zuhoert, die selbst aus eigener Erfahrung weiss,
wie es sich anfuehlt tagelang ohne Essen zu sein, und darauf zu warten, dass
der Vermieter oder die Bank einem dass zu Hause weg nimmt. Meine Kolleginnen
erzaehlen mir, wie sie mit Menschen sprechen, die ploetzlich wieder Hoffnung
haben, nur weil jemand sie fragt: was brauchst du gerade am dringendsten? Die
erste Antwort ist zumeist: Was immer ihr mir gebt, ist ok. Wenn dann meine
Kollegin weiter forscht und sagt: Wir koennen euch nicht vorschreiben, was ihr
braucht, bitte sagt es mir, ihr wisst es doch am bessten, ist die Reaktion oft
zunaechst Unverstaendnis. Doch irgendwann aendert sich dann greifbar die
Energie in dem Gespraech. Meine Freundin beschrieb es wie ein “Aufwachen”. Aus
erzwungener Passivitaet und Hoffnungslosigkeit entsteht eine neue Energie: Es
stimmt, du hast ja Recht, ich weiss genau, was ich brauche!
Die Anrufe
und SMS Nachrichten, die wir bekommen sind traurig und herz-waermend zugleich.
Gestern schickte meine Kollegin mir diesen Text von einer Familie, die gerade
einen unserer Lebensmittel Gutscheine erhalten hatte:
“Danke,
danke, danke liebe Schwestern, aus tiefstem Herzen danke. Gott segne Euch,
heute kann meine Familie endlich wieder so essen, wie andere Menschen.”
Damit
verabschiede ich mich fuer heute. Wir hoffen auch weiterhin auf Eure Hilfe,
Spenden, Weitersenden dieser Berichte, moralische Unterstuetzung. Bitte bleibt
gesund und verbunden!
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