Sunday, May 17, 2020

Lockdown Kapstadt viertes update

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Ihr Lieben

Kaum zu glauben, dass es zwei Monate her ist, seit ich diese Spendenaktion mit Eurer Hilfe in Gang gebracht habe. Bis heute haben wir zusammen ca. Euro 18000 gesammelt.
Ihr habt bestimmt gehoert, dass Kapstadt das Epizentrum der landesweiten Infektionen ist, verantwortlich fuer die Haelfte aller Faelle in Suedafrika. Taeglich schliessen Geschaefte Die Chancen auf eine baldige Lockerung der Lockdown Einschraenkungen sind gering.
Die angekuendigten Hilfsmassnahmen von der Regierung fuer die hilfsbeduerftigen Menschen in den Townships sind unzureichend. Ueber Social Media erreichen uns Bilder von kilometerlangen Schlangen, wo Menschen stundenlang und oft vergeblich fuer ein Lebensmittelpaket anstehen, dass noch nichtmal eine Woche reichen wird.
Wir haben taeglich mit Familien Kontakt, die auf verschiedenen Wegen zu uns finden. Zumeist sind es Freunde oder Bekannte von Menschen, denen wir bereits helfen konnten. Mittlerweile ist unser Liefersystem richtig professionell. Wir schaffen es an einem Tag ca. 50 Familien zu versorgen. Dazu haben wir ein Team von Helfern, die mit unseren Listen die noetigen Einkaeufe machen, Lieferungen zusammenstellen, die Routen planen und dann in drei oder vier Teams zu zweit in die jeweiligen Stadtteile fahren. Es gab in der letzten Woche keine Zwischenfaelle und jede Familie hat ihre Bestellung puenktlich erhalten.

Was uns in diesen zwei Wochen Mut gemacht hat waren – neben den fast taeglichen Spenden aus Deutschland - die Hilfsbereitschaft und Grossherzigkeit der Menschen, die selbst nicht viel haben. Frauen in Kayelitsha  und Gugulethu, die seit Beginn des lockdowns ohne Arbeit sind und mit eingeschraenktem oder keinem Einkommen ueberleben, treffen sich taeglich um zusammen fuer die beduerftigen Menschen in ihrer Nachbarschaft zu kochen. Dies sind sind die Muetter, Tanten, Cousinen und Freundinnen meiner Kolleginnen.
Wir unterstuetzen mittlerweile drei solcher privaten Soup-Kitchen Initiativen mit zwei frischen Lieferungen pro Woche, so dass sie den Menschen in der Gegend taeglich ein warmes Essen anbieten koennen. Hier ist ein Bild einer unserer Soup Kitchens in Kayelitsha.







Besonders schwierig fuer meine Kolleginnen waren ausser den taeglichen Hilferufen die steigende Anzahl von Dankes-Anrufen, die fuer uns eine neue Perspektive auf das Thema “Dankbarkeit” ereoffneten. Die Botschaft war immer dieselbe: Erstaunen gemischt mit Dankbarkeit darueber dass “Ihr uns Lebensmittel geschickt habt, die wir uns vorher selbst gekauft haben”. Das “vorher” war fuer die meisten ein Job, der es ihnen ermoeglichte eine Familie zu ernaehren. Von Monat zu Monat. Nicht mehr und nicht weniger.  Es wurde uns mit jedem Anruf deutlicher, wie gering die Erwartungen an Unterstuetzung und Hilfe sind.
Die Menschen, die sich ohne eigenes Verschulden in Not befinden haben hier seit Generationen verstanden, was von Ihnen erwartet wird: Bedingunglose Dankbarkeit.
Wer Ansprueche stellt oder sich gar zu beschweren wagt, riskiert morgen ohne jede Hilfe da zu stehen. So wurde die Spendenkultur in unsererer Wohlstandsgesellschaft zu einer Kultur des Schweigens, die performative Dankbarkeit und photogenes Leid ueber aktive Mitbeteiligung, Menschenwuerde und Autonomie stellt. Die Frage tat sich daher fuer uns nicht zum ersten Mal auf, wessen Beduerfnisse hier im Mittelpunkt stehen, wenn die gelebte Realitaet der “Almosen-Empfaenger” zurueck treten muss hinter dem Anspruch der Spender.
Ich zweifle nicht einen Moment daran, das alle, die etwas geben dies mit den besten Intentionen und einem mitfuehlenden Herzen tun. Die individuellen Spender sind Menschen, die Gutes tun wollen.
Jedoch sind wir unbemerkt und ungewollt auch Teil eines gut getarnten Systems, dass die individuelle Menschlichkeit derjenigen die haben und geben sieht und anerkennt waehrend es gleichzeitig die “Geschichte” der kollektiven Anspruchslosigkeit der “armen Menschen in Afrika” weiter spinnt, und damit die Illusion schafft, das wir mit einer handvoll Reis und einem abgelegten Kleidungsstueck eine Art Balance herstellen koennen. Dies wird jedoch nur gelingen, wenn wir anfangen uns zu verbinden und somit auch zu identifizieren mit denjenigen unter uns, die das schlechte Los gezogen haben, in Armut, Krieg oder andere Formen der Unterdrueckung hinein geboren zu sein.
Dadurch dass wir hier mit unseren Mit-Menschen gemeinsam entscheiden koennen, was fuer sie Not-wendig ist, koennen wir zumindest in unserem Umfeld fuer eine Weile ein System unterbrechen, das davon lebt, Anderen nicht nur vorzuschreiben, was sie brauchen sondern auch wie sie Dankbarkeit zu leisten haben. Wir durften in den letzten zwei Wochen lernen, wie bewusstes Helfen Raum schafft fuer Ehrlichkeit, Respekt und mitmenschlichen Austausch. Dass wir Euch als Spender auf diese Weise mit den Menschen, die sich uns in ihrem Leid geoeffnet haben, verbinden koennen, erfuellt uns heute mit einem kleinen warmen Licht der Hoffnung.
Natuerlich konnten diese letzten zwei Wochen nicht ganz ohne buerokratischen Schwierigkeiten bleiben: Meine Bank in Deutschland hat uns unerwartet einen Knueppel vor die Fuesse geworfen mit der Drohung, uns das Bankkonto zu schliessen, wenn wir weiterhin Spenden sammeln. Also hat eine liebe Freundin fuer uns ein temporaeres Spendenkonto erfoeffnet, auf das von heute an alle Spenden eingezahlt werden koennen.
IBAN: DE05 3705 0198 1935 3435 49 BIC: COLSDE33XXX
Konto Inhaber: Anke Vosshenrich
Es gehen keinerlei Gebuehren, Steuern oder andere anfallenden Kosten von Euren Spenden ab. Jeder Euro, den Ihr spendet geht aus meinem hiesigen Kredit sofort an beduerftige Familien weiter. Und wie immer, koennt Ihr gerne persoenlich mit mir Kontakt aufnehmen per email (martina@marlanteak.com) oder FB message (Martina Dahlmanns) falls Ihr Fragen oder Ideen habt.
Mit tiefer Dankbarkeit fuer Eure Solidaritaet und Mit-Menschlichkeit.
Martina

Lockdown Kapstadt drittes update

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Ihr Lieben
Seit ueber einem Monat sind wir nun im Lockdown. Die Kluft zwischen denen, die mehr als genug haben und denen, die Hunger leiden, wird immer groesser. Die Regierung unternimmt nichts wesentliches, um zu helfen, im Gegenteil: die Townships befinden sich unter Kriegs-aehnlichen Zustaenden. Ihr habt bestimmt alle in den Medien genug darueber gehoert,
Ich habe selbst keinen guten Tag heute, unsere Gelder gehen dem Ende zu, die Hilferufe werden jedoch mehr und drohen uns zu ueberwaeltigen. Mittlerweile sind die ersten Familien, denen wir helfen konnten wieder ohne Lebensmittel, dazu kommen taeglich neue Anrufe von Menschen, die nicht wissen, wie sie weiter machen koennen.
Die letzten zwei Wochen waren hart aber mit Momenten, die unser Herz waermten. Zunaechst einmal moechte ich Euch allen “Danke” sagen, fuer Euer feedback, Eure emails, Eure Spenden, und Eurer Unterstuetzung im Weiterleiten meiner “Berichte” Eure Anteilnahme war ein Lichtblick inmitten all der schlechten Nachrichten.
Heute werde ich Euch deshalb einfach nur erzaehlen, was wir in der Zwischenzeit mit Euren Geldern tun konnten.
Wir schickten ca. 30 Lebensmittel Gutscheine und Elektrizitaet sowie Daten-buendel an zahlreiche Familien. Zwei jungen Frauen, die mit Ihren insgesamt vier Kindern in einer Ratten-infestierten, zugigen Wellblech Huette lebten, konnten wir ueber Kontakte in der Nachbarschaft eine saubere, wasserdichte und geraeumigere Behausung bauen. Der Bau-unternehmer hat uns lediglich das Material berechnet, und die Nachbarn, Kinder und Jugendlichen in der Gegend haben alle mitgeholfen, so dass die Familie innerhalb von zwei Tagen einziehen konnte.
 
Darueber hinaus haben wir frisches Gemuese fuer ca. 100 auslaendische Fluechtlings-Familien zu einer Sendung Grundlebensmittel beisteuern koennen, die von einer ebenfalls privaten Organisation zusammen gestellt wurden.
Wir schicken woechentlich Geld zu zwei wunderbaren Frauen in Kayelitsha, die seit Anfang des Lockdowns taeglich ca. 50 Kinder bekochen, die sonst ohne Schulmahlzeiten den ganzen Tag hungern muessten.
Gerade stellen wir unsere naechsten Lieferungen fuer die 80-100 Familien zusammen, die wir in unserer ersten Runde erreicht haben.
Es scheint ein Fass ohne Boden, aber wir halten uns daran fest, dass jedes Paket Lebensmittel, jeder Gutschein und jedes Gespraech, jemandem zumindest etwas Erleichterung bringt.
Die Scham, die viele Menschen empfinden, wenn sie uns um Hilfe bitten, ist oft ebenso erschuetternd, wie die Zustaende, die sie dazu zwingen, uns anzurufen. Oft hilft es schon, dass jemand zuhoert, die selbst aus eigener Erfahrung weiss, wie es sich anfuehlt tagelang ohne Essen zu sein, und darauf zu warten, dass der Vermieter oder die Bank einem dass zu Hause weg nimmt. Meine Kolleginnen erzaehlen mir, wie sie mit Menschen sprechen, die ploetzlich wieder Hoffnung haben, nur weil jemand sie fragt: was brauchst du gerade am dringendsten? Die erste Antwort ist zumeist: Was immer ihr mir gebt, ist ok. Wenn dann meine Kollegin weiter forscht und sagt: Wir koennen euch nicht vorschreiben, was ihr braucht, bitte sagt es mir, ihr wisst es doch am bessten, ist die Reaktion oft zunaechst Unverstaendnis. Doch irgendwann aendert sich dann greifbar die Energie in dem Gespraech. Meine Freundin beschrieb es wie ein “Aufwachen”. Aus erzwungener Passivitaet und Hoffnungslosigkeit entsteht eine neue Energie: Es stimmt, du hast ja Recht, ich weiss genau, was ich brauche!
Die Anrufe und SMS Nachrichten, die wir bekommen sind traurig und herz-waermend zugleich. Gestern schickte meine Kollegin mir diesen Text von einer Familie, die gerade einen unserer Lebensmittel Gutscheine erhalten hatte:
“Danke, danke, danke liebe Schwestern, aus tiefstem Herzen danke. Gott segne Euch, heute kann meine Familie endlich wieder so essen, wie andere Menschen.”
Damit verabschiede ich mich fuer heute. Wir hoffen auch weiterhin auf Eure Hilfe, Spenden, Weitersenden dieser Berichte, moralische Unterstuetzung. Bitte bleibt gesund und verbunden!

Lockdown Kapstadt zweites Update


Translations to follow  - Sorry for the German 

Ihr Lieben

Heute ist Tag 22 des landesweiten lockdowns. Zwei weitere Wochen sind wir noch unter Ausgangssperre, danach weiss niemand so recht, wie es weiter gehen wird.
In der Zwischenzeit sind viele private, nationale und internationale Hilfsorganisationen hier in den Townships taetig geworden. Auf social media finden wir regelmaessig Berichte von Lebensmittel-Lieferungen, Essens-Verteilung von mobilen Kochstationen, Fotos von Menschen, die vor einem Lieferwagen in Schlangen auf ihre Rationen warten und viele, viele  Aufrufe zum Spenden. Jede dieser Hilfs-Aktionen ist gut, allerdings sind manche besser als andere - wie wir in den letzten zwei Wochen erfahren durften.
Die zunehmende Tendenz, Lebensmittel-Pakete von den reichen suburbs in die Townships zu schicken, hat den bislang einzigen Service (YeboFresh), der die townships beliefert fast lahm gelegt. Ploetzlich befanden wir uns in einer Situation, wo Teile unserer bestellten Waren (hauptsaechlich frisches Gemuese) nicht ankamen und manche Familien umsonst warteten. Wir wurden leider nicht von YeboFresh darueber informiert sondern erfuhren dies nur, weil wir direkt Kontakt mit vielen der Familien halten, denen wir helfen. Nachdem wir der Sache nachegangen sind, stellte sich heraus, dass die “einfachen” Bestellungen aus den “weissen” suburbs Prioritaet ueber unsere “komplizierteren” Einkaufslisten bekamen. Was das im Klartext hiess: Unser Versuch jeder Familie so zu helfen, dass sie das bekommen, was sie am noetigsten brauchen, ueberforderte das System. Es war einfacher (und lukrativer), Bestellungen zu erfuellen, die standardisiert waren, wo jede Familie das Gleiche an Grundlebensmitteln erhaelt. Von Aussen betrachtet macht das zunaechst einmal Sinn. Es scheint sinnvoller 20 Familien schnell mit einem Standardpaket (zumeist Oel, Reis, Mehl, “Mealie Meal” und je nach Organisation vielleicht noch Kartoffeln, Suesskartoffeln und Fleischprodukte) zu erreichen, als 10 individuelle Bestellungen zusammen zu stellen, fuer die man laenger planen und einkaufen muss.
Uns hat sich daher immer dringender die Frage gestellt: Wie schaffen wir es Hilfe zu leisten, die die Wuerde der Menschen intakt haelt und Ihnen ein Minimum von Autarkie ueber Ihre Lebenssituation erlaubt? Wie erreichen wir es als Gemeinschaft, individuelle Not und Bedureftigkeit an zu erkennen und zu respektieren, anstatt Menschen in eine stereotypische Opfer-Rhethorik zu gruppieren, fuer die wir als “Retter” alle Entscheidungen treffen.
Bitte versteht mich nicht falsch: Natuerlich ist ein Sack Reis besser als gar nichts, wenn es ums blanke Ueberleben geht. Aber zwischen dem Hungertod der Aermsten und unsern gefuellten Gefriertruhen und Kuehlschranken gibt es eine Vielzahl von Nuancen an menschlicher Not, die wir in unserer Hast, Gutes zu tun (und uns schnell selbst besser zu fuehlen) leicht uebersehen. Es ist einfacher, 100 Pakete Reis zu spenden, mit dem Gefuehl vielen Menschen geholfen haben,  als uns mit individueller Not auseinander zu setzen. Letztlich moechten wir uns alle (ich schliesse mich hier ein) einfach nur ein bischen besser fuehlen in dieser furchtbaren Zeit. Je naeher uns die Opfer sind, je mehr wir von einzelen Schicksalen wissen, desto unertraeglicher wird es doch fuer uns, mit all dem Leid um uns herum zu leben:
Die Mutter, die vor einem Missbraucher geflohen ist und keine Kleider, Milch oder Windeln fuer ihr Baby hat; die Familie mit Kleinkindern, die dringend frisches Gemuese brauchen; die Grossfamilie mit Onkeln, Tanten Grosseltern und CousInen, die seit Tagen ohne Elektrizitaet im Dunkeln sitzen; der Familienvater, der den ganzen Tag in Handschellen im Laderaum eines Polizei-Lasters verbringen musste, weil er zu Fuss versucht hat, einen Lebensmittel laden zu erreichen, um fuer ein paar Rand Obst fuer seine Kinder zu bekommen.
All dies sind Schicksale von Menschen, zu denen wir direkten Kontakt haben, hauptsaechlich durch meine Schwarzen Freundinnen (die unermuedlich jeden Tag mit unzaehligen Menschen telefonieren), die diese Hilfsaktion organisieren. Eine von uns lebt in Llanga, eine andere kommt aus Gugulethu, wo ein Grossteil Ihrer Familie zur Zeit lebt und alle haben Verwandte, Freunde und Bekannte in Kayelitsha.
Was uns vielleicht am Schlimmsten betroffen hat diese Woche, war ein Foto, dass uns von einer unserer privaten EinkaeuferInnen zugeschickt wurde, in dem ein altersloser Mann in zu weiten Kleidern auf einer Kiste im Staub sitzt, vor sich eine Tuete Lebensmittel. Er schaut mit einem verlegenen Laecheln an der Kamera vorbei, seine Koerperhaltung ist muede, als wenn er sich kaum aufrecht halten kann. Der Text zu dem Bild: Dies ist Chris, er hat Euer Paket erhalten und ist sehr dankbar, wir brauchen Menschen wie Euch in unserer Welt.
Als ein Teil der anonymen Masse der Notleidenden, denen unsere Spenden helfen sollen, wurde Chris zu einer Trophae gemacht, die uns Dankbarkeit zeigen soll, damit wir weiterhin motiviert sind, grosszuegig zu sein. Vielleicht hat er letzten Monat noch einen Job als Lehrer oder Kellner gehabt, vielleicht hat er eine Familie, die jetzt obdachlos ist, vielleicht hat er den Sprung aus der Armut von Generationen vor ihm nie geschafft.
Stellt Euch nur mal vor, Euer Kind wuerde hungrig und obdachlos in einem der dunkelsten Momente Eures Lebens fotografiert und auf FaceBook gestellt, von Fremden, die Euch mit einer Tuete Lebensmittel helfen wollten. Fast genau so traurig war fuer uns die Tatsache, dass die Helferin, die uns das Foto geschickt hat, glaubte, dass wir dies von Ihr als Beweis und auch als Dokumentation fuer unsere Spender in Deutschland erwarten. Die Tradition unserer westlichen Spenden-Kultur, die Menschen auf stereotypische Bilder reduziert (die armen Kinder in Afrika) hat uns zum grossen Teil blind fuer Einzelschicksale gemacht. Wir uebersehen die Menschen hinter der Katastrophe und merken es noch nicht einmal.
Ich behaupte nicht, dass wir den einzigen oder besten Weg zu helfen gefunden haben, wir versuchen lediglich, die Menschen hinter dem unsagbaren Leiden in unseren Townships weiterhin als Menschen mit individuellen Aengsten, Sorgen und Beduerfnissen zu respektieren. Wir bemuehen uns um Kontakt und Verbindung, was auch bedeutet, dass unsere Kapazitaet begrenzt ist.
Fuer die naechsten Wochen ist unser Plan, ueber die neu angebotenen Einkaufs-Gutscheine einiger Lebensmittel Ketten (die man per SMS verschicken kann), mehr Menschen unbuerokratisch zu helfen. Damit koennen die Familien selbst entscheiden, was sie gerade am Noetigsten brauchen. Gleichzeitig (und darueber hinaus) arbeiten wir weiterhin daran in den Gebieten mit hoher Kriminalitaet und geringer Infrastruktur, HelferInnen mit Fahrzeugen zu organisieren, die fuer eine feste Gebuehr fuer mehrere Familien zusammen einkaufen und damit auch die lokalen “informal traders” weiter unterstuetzen koennen.
Dank Eurer grosszuegigen Spenden haben wir heute Euro 12000 erreicht, und koennen nun auch ueber die naechsten zwei Wochen weiter machen. Es waere wunderbar, wenn wir auch ueber diese Zeit hinaus weiterhin Hilfe leisten koennen. Deshalb meine Bitte wie immer an Euch, meine email weiter zu leiten an Freunde, Bekannte, Kollegen.

Lockdown Kapstadt erstes Update

Sorry for the German, I will translate these next few texts soon, it is a summary of what is happening here and how people in Germany can (and have already!!) helped:

Hoffnung und Angst in Zeiten von Corona
Ich schreibe Euch dies von meinem Haus in Kapstadt, Suedafrika. Ab heute, 26 Maerz  Mitternacht sind wir landesweit in “lockdown”, d.h. niemand darf sein Haus verlassen. Es it gleich Mittag. Noch 12 Stunden. Alle Fenster sind offen, es weht ein milder Wind, der ein bischen nach dem gestrigen Regen auf trockenem Gras riecht. Ich hoere Voegel zwitschern, das Lachen meiner Kinder, die sich kreischend durch den Garten jagen und  Berta, die ein Motorrad anbellt, das an unserem Tor vorbeifaehrt. Die Sonne blinkt ab und zu zwischen fetten Schaefchenwolken hindurch, der Tafelberg hat ein fransiges Tischtuch, es ist alles vermeintlich normal und friedlich. Bis auf die Schlangen vor den Supermaerkten, die sich um mehrere Strassenecken winden,  weisse Menschen mit Tuechern und Masken vor dem Gesicht, beladen mit Tueten und Kartons und den unvermeintlichen 12er Packungen Klopapier, die zu ihren Autos trecken und zwischendurch vereinzelt dunkelhaeutige Menschen mit Spray-Flaschen und Handschuhen, die den Panik-shoppern behilflich sind, bevor sie wieder in einem ueberfuelltes Minibus Taxi oder den unverlaesslichen aber ebenfalls ueberfuellten Zuegen zurueck in die Townships reisen.  Dort, wo ein Grossteil der  Schwarzen Bevoelkerung in menschenunwuerdigen Zustaenden lebt, ist ein “Lockdown” fuer viele aeltere Menschen ein Trigger. Die Townships wurden unter der Apartheid Regierung eingerichtet, damit man die “Schwarze Gefahr” aus den affluenten weissen Suburbs heraushalten konnte. Auch damals durften nur diejenigen mit einer speziellen Genehmigung  (Dompass) tagsueber in den weissen Suburbs unterwegs sein, um Haeuser zu putzen, Gaerten zu pflegen und Kinder zu betreuen. Auch damals wurde die Armee dazu benutzt, die Menschen in Schach halten und einzuschuechtern.
Als der Praesident vor drei Tagen ankuendigte, dass die Armee zur Einhaltung des Lockdowns eingesetzt werden wuerde, bestand kein Zweifel fuer welche Wohngebiete dies zutrifft.
Waehrend wir Weissen uns auf Neighbourhood WhatsApp Foren darueber echauffieren, dass Prince und Waldi nicht Gassi gehen duerfen, und welches A-Loch den gesamten Lagerbestand an Balsamic Vinegar und Gluten freien Broetchen aufgekauft hat, haben die Menschen in den Townships einfach nur Angst.
Fuer die meisten steht lediglich ein Monatsgehalt zwischen Ueberleben und Verhungern. Wer einen Job hat,ist in der Regel fuer das Ueberleben einer weitlaeufigen Grossfamilie verantwortlich. Kellner, Koeche, Hotelpersonal, Uber-Fahrer, Hausangestellte, Gaertner, Strassenverkaeufer, Fabrikarbeiter, Minen-Arbeiter, die Liste derjenigen, die Ihre Jobs verlieren, oder gerade ohne Gehalt fuer unbestimmte Zeit nach Hause geschickt werden ist lang. Schul Mahlzeiten sind fuer viele Kinder das einzige Essen, dass sie an diesem Tag bekommen werden. Wenn unsere Schulen online gehen,  ist das fuer diese Kinder eine Katastrophe.  
In den letzten zwei Wochen haben wir alle mit angehaltenem Atem zugeguckt wie die Kurve steiler wurde und landesweite Panik einsetzte. Ich selbst habe Momente von unkontrollierter Angst, dann wieder Hoffnung und Zuversicht, dann wieder schreie ich meine Kinder an, und fuehle mich wie die schlechteste Mutter der Welt, weil ich es nicht fertig bringe mit Ihnen Kunst aus Klopapierrollen zu basteln oder einen Hindernislauf im Haus zu organisieren. Statt dessen liege ich stundenlang auf meinem Bett, die Nerven zerfranst wie die Wolken auf dem Tafelberg und lese Corona News mit panic-snacks und Vitamin C.
Panik wechselt sich ab mit Schuld und Dankbarkeit ueber unser paradiesisches Leben hier am Fusse des Tafelbergs in einem Haus das gross genug ist uns acht Menschen genug Platz zum Atmen und isolieren und gemeinsamen Mahlzeiten zu erlauben. Wir haben einen Lieferservice, der uns alles bringt, was wir in normalen Zeiten selbst kaufen. Wir haben Netflix und Handys und Tablets und wir haben uns.
Wir haben uns.
Wenn die Trauer um alles, was wir gerade verlieren und die Unsicherheit ueber das, was auf uns zu kommt zu gross wird, wenn meine Schuld ueber mein priviligiertes Leben mich geradezu laehmt, wenn ich es nicht wage, meine Schwarzen Freunde zurufen, weil ich diese Gefuehle im Angesicht Ihrer Angst um die Familien in den Townships geradezu obszoen finde, dann hilft mir nur eins.
Liebevolle Geduld. Zunaechst einmal Geduld mit mir und all meinen sinn-losen und realen und irrealen Aengsten und Gefuehlen. Wir alle, Schwarz oder weiss, arm oder reich fuehlen Angst und Unsicherheit und Hoffnung und Trauer waehrend wir versuchen Sinn zu finden und zu ueber-leben.
Nur wenn ich mich selbst annehmen kann mit all meinen widerspruechlichen Emotionen, in meinem schoenen Haus in Kapstadt,  nur wenn ich ganz tief verstehe, dass ich liebens-wert bin in all meiner Imperfektion, dass ich gluecklich sein darf auch wenn andere leiden, dass ich leiden darf, auch wenn das Leiden anderer so viel grosser scheint als mein eigenes, kann ich mich aus der Spirale von Schuld und Angst befreien und zu unserem kollektiven Heilen beitragen.
Meine Schuldgefuehle helfen keinem.
Aber ich kann jetzt, heute etwas tun, dass anderen hilft  trotz meiner Angst und Unsicherheit – und das hat den Knock-on-Effect, dass ich mich ablenke von meinem eigenen Gefuehls-Brei und eine neue Perspektive auf mein Leben bekomme.
Zusammen mit  einer Freundin, die in Townships in Suedafrika aufgewachsen ist und bis heute nacht so lange es geht mit Lebensmitteln und Medikamenten im Kofferraum zu allen Familien faehrt, die sie erreichen kann, haben wir einen Liefer-service ausfindig gemacht, der waehrend des Lockdowns in den Townships unterwegs sein darf. Unser Ziel ist es, Familien zu erreichen, die dringend Hilfe benoetigen und ihnen ueber die naechsten Wochen und Monate auch nach der Ausgangssperre die noetigsten Lebensmittel zu liefern. Meine Bitte an Euch alle ist uns dabei zu helfen. Fuer ca. 100 Euro kann eine vierkoepfige  Familiezwei Wochen essen.  

Wenn wir alle geben, was wir koennen, werden wir alle haben, was wir brauchen .
Ich wuensche Euch allen liebevolle Geduld, Momente der Freude und vor Allem Gesundheit.

Wednesday, May 15, 2019

Visit to the slave lodge




I stand amidst a gathering of head-stones in the shade of a church. Through the rubber of my flip-flops I can feel the uneven texture of cobblestones.

 I imagine dust under my bare feet and heat encasing my body like a coffin.

 I try to imagine the weight of iron cuffs pressing into the skin of my wrists and ankles; the rattling of chains, crying of babies, steel voices with serrated edges slicing through the constant hum of despair.  Close by white people would be chatting dressed up in their Sunday best, normalising their casual cruelty, like they are enjoying a piece of meat around the dinner table.  Smells of fear and unwashed skin would mingle with the scrubbed self-righteousness of church goers.
Cold eyes that look through or appraise brown bodies.

 I try to imagine what it would feel like to inhabit one of those bodies.

I can’t.

The horror stays on the surface like an oil-spill on water. Underneath shreds of feeling insubstantial like paper rise and then sink to the bottom encased in shame and guilt.

I am hyper aware of my white skin.

I try again in the windowless rooms inside the building, names of the enslaved  laid out like unclaimed bodies;  the walls are covered in facts to keep the voices trapped inside from cracking them apart.

I imagine those walls covered in blood with one never ending scream ricocheting around the airless chambers like stray bullets .  

I distract myself with bold black words on white Perspex, neatly cut and displayed under strategically placed spotlights like amputated limbs on an operating table. With their academic authority they deflect and dismiss the raw emotions of an unadorned torture chamber as phantom pains.

For a moment I imagine myself trapped in darkness.

It feels voyeuristic.  Like I am intruding on somebody else’s pain pretending to understand.

I don’t belong here.

I wish I could leave.

Back to a time and place where my ignorance spelled innocence and my white spaces only held good intentions and safety.Where my children were silent wishes I made under a canopy of shooting stars when I still believed that my love was enough and you could be anything you want.

Are all white people racist, they ask me today not for the first time. Then look at me curiously and a little gleeful as I say what they already know.  Yes we are, mostly not by choice and often without knowing it; when I explain to them my particular brand of racism, handed down to me from generations of well-intentioned entitlement. My privilege was never a question, it never even had a name, and it simply existed like the air I breathe.

I wish I didn’t have to tell them.

I wish they never had to know.

But here I am, stuck between my whiteness and their blackness in an ever expanding no-mans-land 
called motherhood, where my love spans the horizon like a sun exposing all my dark corners, or like the stars by which I navigate our nights under the light of a forgiving moon.
In this land where I know less every day questions are only ever answered by more questions.