Ihr Lieben
Kaum zu
glauben, dass es zwei Monate her ist, seit ich diese Spendenaktion mit Eurer Hilfe
in Gang gebracht habe. Bis heute haben wir zusammen ca. Euro 18000 gesammelt.
Ihr habt
bestimmt gehoert, dass Kapstadt das Epizentrum der landesweiten Infektionen ist,
verantwortlich fuer die Haelfte aller Faelle in Suedafrika. Taeglich schliessen
Geschaefte Die Chancen auf eine baldige Lockerung der Lockdown Einschraenkungen
sind gering.
Die
angekuendigten Hilfsmassnahmen von der Regierung fuer die hilfsbeduerftigen
Menschen in den Townships sind unzureichend. Ueber Social Media erreichen uns Bilder
von kilometerlangen Schlangen, wo Menschen stundenlang und oft vergeblich fuer
ein Lebensmittelpaket anstehen, dass noch nichtmal eine Woche reichen wird.
Wir haben
taeglich mit Familien Kontakt, die auf verschiedenen Wegen zu uns finden.
Zumeist sind es Freunde oder Bekannte von Menschen, denen wir bereits helfen
konnten. Mittlerweile ist unser Liefersystem richtig professionell. Wir
schaffen es an einem Tag ca. 50 Familien zu versorgen. Dazu haben wir ein Team
von Helfern, die mit unseren Listen die noetigen Einkaeufe machen, Lieferungen
zusammenstellen, die Routen planen und dann in drei oder vier Teams zu zweit in
die jeweiligen Stadtteile fahren. Es gab in der letzten Woche keine
Zwischenfaelle und jede Familie hat ihre Bestellung puenktlich erhalten.
Was uns in
diesen zwei Wochen Mut gemacht hat waren – neben den fast taeglichen Spenden aus
Deutschland - die Hilfsbereitschaft und Grossherzigkeit der Menschen, die
selbst nicht viel haben. Frauen in Kayelitsha
und Gugulethu, die seit Beginn des lockdowns ohne Arbeit sind und mit
eingeschraenktem oder keinem Einkommen ueberleben, treffen sich taeglich um
zusammen fuer die beduerftigen Menschen in ihrer Nachbarschaft zu kochen. Dies
sind sind die Muetter, Tanten, Cousinen und Freundinnen meiner Kolleginnen.
Wir
unterstuetzen mittlerweile drei solcher privaten Soup-Kitchen Initiativen mit
zwei frischen Lieferungen pro Woche, so dass sie den Menschen in der Gegend
taeglich ein warmes Essen anbieten koennen. Hier ist ein Bild einer unserer
Soup Kitchens in Kayelitsha.
Besonders schwierig fuer meine Kolleginnen waren ausser den taeglichen Hilferufen die steigende Anzahl von Dankes-Anrufen, die fuer uns eine neue Perspektive auf das Thema “Dankbarkeit” ereoffneten. Die Botschaft war immer dieselbe: Erstaunen gemischt mit Dankbarkeit darueber dass “Ihr uns Lebensmittel geschickt habt, die wir uns vorher selbst gekauft haben”. Das “vorher” war fuer die meisten ein Job, der es ihnen ermoeglichte eine Familie zu ernaehren. Von Monat zu Monat. Nicht mehr und nicht weniger. Es wurde uns mit jedem Anruf deutlicher, wie gering die Erwartungen an Unterstuetzung und Hilfe sind.
Die Menschen,
die sich ohne eigenes Verschulden in Not befinden haben hier seit Generationen
verstanden, was von Ihnen erwartet wird: Bedingunglose Dankbarkeit.
Wer Ansprueche
stellt oder sich gar zu beschweren wagt, riskiert morgen ohne jede Hilfe da zu
stehen. So wurde die Spendenkultur in unsererer Wohlstandsgesellschaft zu einer
Kultur des Schweigens, die performative Dankbarkeit und photogenes Leid ueber
aktive Mitbeteiligung, Menschenwuerde und Autonomie stellt. Die Frage tat sich daher
fuer uns nicht zum ersten Mal auf, wessen Beduerfnisse hier im Mittelpunkt
stehen, wenn die gelebte Realitaet der “Almosen-Empfaenger” zurueck treten muss
hinter dem Anspruch der Spender.
Ich zweifle
nicht einen Moment daran, das alle, die etwas geben dies mit den besten
Intentionen und einem mitfuehlenden Herzen tun. Die individuellen Spender sind
Menschen, die Gutes tun wollen.
Jedoch sind
wir unbemerkt und ungewollt auch Teil eines gut getarnten Systems, dass die individuelle
Menschlichkeit derjenigen die haben und geben sieht und anerkennt waehrend es
gleichzeitig die “Geschichte” der kollektiven Anspruchslosigkeit der “armen
Menschen in Afrika” weiter spinnt, und damit die Illusion schafft, das wir mit
einer handvoll Reis und einem abgelegten Kleidungsstueck eine Art Balance
herstellen koennen. Dies wird jedoch nur gelingen, wenn wir anfangen uns zu
verbinden und somit auch zu identifizieren mit denjenigen unter uns, die das
schlechte Los gezogen haben, in Armut, Krieg oder andere Formen der Unterdrueckung
hinein geboren zu sein.
Dadurch dass
wir hier mit unseren Mit-Menschen gemeinsam entscheiden koennen, was fuer sie
Not-wendig ist, koennen wir zumindest in unserem Umfeld fuer eine Weile ein
System unterbrechen, das davon lebt, Anderen nicht nur vorzuschreiben, was sie
brauchen sondern auch wie sie Dankbarkeit zu leisten haben. Wir durften in den
letzten zwei Wochen lernen, wie bewusstes Helfen Raum schafft fuer Ehrlichkeit,
Respekt und mitmenschlichen Austausch. Dass wir Euch als Spender auf diese
Weise mit den Menschen, die sich uns in ihrem Leid geoeffnet haben, verbinden
koennen, erfuellt uns heute mit einem kleinen warmen Licht der Hoffnung.
Natuerlich
konnten diese letzten zwei Wochen nicht ganz ohne buerokratischen Schwierigkeiten
bleiben: Meine Bank in Deutschland hat uns unerwartet einen Knueppel vor die
Fuesse geworfen mit der Drohung, uns das Bankkonto zu schliessen, wenn wir
weiterhin Spenden sammeln. Also hat eine liebe Freundin fuer uns ein
temporaeres Spendenkonto erfoeffnet, auf das von heute an alle Spenden
eingezahlt werden koennen.
IBAN: DE05
3705 0198 1935 3435 49 BIC: COLSDE33XXX
Konto
Inhaber: Anke Vosshenrich
Es gehen
keinerlei Gebuehren, Steuern oder andere anfallenden Kosten von Euren Spenden
ab. Jeder Euro, den Ihr spendet geht aus meinem hiesigen Kredit sofort an
beduerftige Familien weiter. Und wie immer, koennt Ihr gerne persoenlich mit
mir Kontakt aufnehmen per email (martina@marlanteak.com) oder FB message (Martina Dahlmanns)
falls Ihr Fragen oder Ideen habt.
Mit tiefer
Dankbarkeit fuer Eure Solidaritaet und Mit-Menschlichkeit.
Martina